Telefon: 02161 - 823 60 70 Mail: huma@huma-gym.de Kontakt HUMA-Flyer

„43 Leben“ – Gedenken an das Leid jüdischer Schüler während des Nationalsozialismus

Am 25.5.24 wurde das Denkmal „43 Leben – Gedenken an das Leid jüdischer Schüler unserer Schule während des Nationalsozialismus“ feierlich eingeweiht. Mit der Einweihungsfeier fand ein langer Entstehungsprozess ein Ende, der nur durch das Mitwirken vieler Menschen von Erfolg gekrönt wurde. Die Einweihung markiert einen neuen Abschnitt, denn das Denkmal soll von nun an als fester Bestandteil des Schullebens in die Schulgemeinschaft und die Stadt hineinwirken, um so Mahnung und Hoffnung begreifbar werden zu lassen.

Auf dieser Seite sind alle relevanten Informationen und Dokumente dazu zugänglich.

Die Einweihungsfeier wurde melancholisch-mahnend durch Christoph Matthies Darbietung des Themas von „Schindlers Liste“ (John Williams) eröffnet.

Schulleiter Thomas Hollkott begrüßte daraufhin die Anwesenden, darunter Schulministerin Dorothee Feller, Oberbürgermeister Felix Heinrichs, die Vorsitzende der Europäischen Union für das progressive Judentum Frau Sonja Guenter, die Vorsitzende der jüdischen Gemeinde Frau Leah Floh und Dr. Günter Krings, MdB.

In seiner Rede zeigte Hollkott die Bedeutung des Denkmals „43 Leben“ auf. Die Erinnerung an das erlittene Leid von Schülern unserer Schule während des Nationalsozialismus führe zur Auseinandersetzung mit dem Schicksal dieser Menschen und diene so als moralischer Kompass, indem sie die schrecklichen Folgen gesellschaftlicher Ausgrenzung aufzeige. Mit dem Aufstellen des Denkmals sei die Pflicht wahrhaften Erinnerns verbunden, was durch die Integration des Denkmals in das Schulleben und den Unterricht geleistet werde und die Verantwortung der Schulgemeinschaft versinnbildliche. Anschließend zeichnete Hollkott den langen Entstehungsprozess nach, um den vielen daran Beteiligten sehr herzlich zu danken.

 

Daraufhin übernahm Michael Bergemann die Moderation und verband die Ankündigung unserer Schulministerin mit dem Verweis auf ihre klare Positionierung gegen demokratiefeindliche Kräfte in unsere Gesellschaft. Eine solch klare Haltung stärke den Lehrern in ihrem Erziehungsauftrag den Rücken, befand Bergemann. Außerdem zeigte er die Rolle von Wilhelm Giesing, dem ehemaligen Schulleiter des HUMA während des Nationalsozialismus, auf, der aufgrund seines Einsatzes gegen die Diskriminierung jüdischer Schüler 1938 abgesetzt wurde.

Frau Feller erläuterte in ihrer Rede, dass auf die lange Tradition jüdischer Kultur in Deutschland 2021 durch das Festjahr „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ aufmerksam gemacht wurde und diese Kultur viele Aspekte umfasse, darunter natürlich auch Literatur, Musik und Philosophie. Die Facharbeit von Marie-Lina Hanke ermögliche nun den Zugang zu einem besonderen Teil dieser Geschichte und zeige, dass es sich bei den 43 Menschen, auf deren Schicksal mit dem Denkmal hingewiesen wird, um „Menschen wie du und ich“ handle. Das Denkmal sei ein Symbol für den Zusammenhalt zwischen Schulgemeinschaft und jüdischer Gemeinschaft und ein Plädoyer für eine offene, vielfältige Gesellschafft. Gerade diese sei aktuell besonders gefährdet, weshalb Frau Feller die Bemühungen des Landes in Form umfangreicher Initiativen vorstellte. Geschichte dürfe sich nicht wiederholen, mahnte die Ministerien und appellierte an die Anwesenden, sich jederzeit gegen Extremismus, Rassismus und Antisemitismus einzusetzen. „Nie wieder – das ist jetzt!“ stellte Feller fest. Ihre Rede beendete sie mit einem Dank an die Lehrkräfte.

Michelle Brehm sang nun das hebräische Volkslied „Hava Nagila“, dessen Titel übersetzt „Lasst uns glücklich sein!“ bedeutet und der Feier einen fröhlichen Moment verlieh, der das Publikum mitriss.

Michael Bergemann moderierte nun die Podiumsdiskussion mit den Schülerinnen und Schülern, die an der Entstehung des Denkmals maßgeblich mitgewirkte hatten: Marie Lina Hanke, die mit ihrer Facharbeit die Schicksale der 43 ehemaligen Schüler erforschte sowie Lea Kosjanski , Luk Fakhran, Felix Pütz und Thomas Globa, die mit Frau Bayram-Zeriouh im Rahmen der AG „Vielfalt und Toleranz“ mit dem Künstler Thomas Virnich das Denkmal entwickelten.

In der Diskussion hoben die Schüler den Austausch auf Augenhöhe mit dem Künstler hervor und stellten die zentralen Anliegen, die sie mit dem Denkmal verbinden dar: „43 Leben“ wirke der von den Nationalsozialisten intendierten Entindividualisierung entgegen, indem es auf die Schicksale der Betroffenen aufmerksam macht und dadurch zukünftige Schüler einlädt, sich selbst mit der Geschichte auseinanderzusetzen. Das Denkmal möchte Erinnerungskultur begreifbar machen und eine antifaschistische Grundhaltung fördern. „Schülerinnen und Schüler sollen aktiv werden, wenn sie Unrecht sehen“, mahnte Hanke an.

OB Heinrichs wandte sich zu Beginn seiner Rede an Frau Feller und erklärte, dass solange ein Schulsystem so engagierte Schüler, wie sie bei der Podiumsdiskussion zu beobachten waren, hervorbringe, es nicht so schlecht um dieses stehen könne. Anschließend dankte er Michelle für ihre Darbietung. Es sei beruhigend zu hören, dass junge Leute auch die richtigen Lieder singen könnten, stellte er mit Bezug auf aktuelle Ereignisse fest. Daraufhin ging er auf den ehemaligen HUMA Schüler und Philosophen Hans Jonas ein, der den Beitrag jüdischen Denkens exemplifiziere und als Philosoph der Nachhaltigkeit und Verantwortung relevanter denn je sei. Heinrichs zeigte die Klammer auf, die nun durch zwei Werke von Virnich gebildet werde: Den „Turmbau zu Babel“ im politischen Zentrum vor dem Rathaus und die „43 Leben“ im Zentrum für Bildung, Kultur und Erinnerung, dem HUMA. „Wir haben eine wehrhafte Jugend“, resümierte er stolz und bekundete seinen „Respekt für dieses tolle Kunstwerk“.

Sonja Guentner, die ehemalige Vorsitzende der Europäischen Union für das progressive Judentum, erklärte in ihrer Rede, dass sich das Erinnern an die Shoa verändere, da es kaum noch Zeitzeugen gebe, die von ihren Erfahrungen berichten könnten. Das Denkmal sei deshalb besonders bedeutsam und „ein absoluter Glücksfall“, weil es aus der Initiative junger Menschen hervorgegangen ist. Mit seinem festen Ort in der Wahrnehmung der Öffentlichkeit diene es sowohl der Erinnerung als auch der Mahnung. Es ermögliche Kraft und Motivation zu schöpfen, um gegen bestimmte Kräfte des Zeitgeistes anzukämpfen, damit Geschichte sich nicht wiederhole. Guentner offenbarte, dass kein schulisches Projekt sie jemals so bewegt habe und sie alles tun werde, um es in der jüdischen Gemeinde zu verankern.

Ihren stimmungsvollen Ausklang fand die Veranstaltung durch die Darbietung von Nele und Hanne Slootmaekers. Sie spielten die „Sarabande d-moll“ von Arcangelo Corelli.

 

 

 

 

Sehr geehrte Damen und Herren, ich freue mich sehr, Sie heute hier am Stiftischen Humanistischen Gymnasium begrüßen zu dürfen. Und noch mehr freue ich freue mich, dass Sie alle heute hierher gekommen sind, um mit uns gemeinsam das Denkmal „43 Leben – Gedenken an das Leid jüdischer Schüler unserer Schule während des Nationalsozialismus“ einzuweihen. Ganz besonders herzlich begrüßen möchte ich zunächst Frau Dorothee Feller, Ministerin für Schule und Bildung des Landes NRW, Frau Ministerin, herzlich willkommen. Dann darf ich den Oberbürgermeister unserer Stadt Mönchengladbach, Herrn Felix Heinrichs, herzlich begrüßen. Ebenso herzlich begrüße ich auch Frau Sonja Guentner (European union for Progressive Judaism).  Ich freue mich auch sehr, Frau Leah Floh begrüßen zu dürfen, die Vorsitzende der jüdischen Gemeinde in Mönchengladbach.
Auch Herrn Dr. Günter Krings begrüße ich als Mitglied des Bundestags, der sein Wahlkreisbüro fast noch in der Nachbarschaft des HUMA, in der Regentenstraße hat.

Liebe Gäste,
als Schulleiter fällt mir die durchaus angenehme Aufgabe zu, vielen Menschen meinen Dank aussprechen zu dürfen, durch die überhaupt erst unser Denkmal „43 Leben…“ von der ersten Idee zur schlussendlichen Umsetzung gefunden hat. Zuvor aber möchte ich mir erlauben, die Frage zu stellen, was überhaupt den Gegenstand meines Dankes darstellt. Oder anders formuliert: In welches Projekt haben die vielen daran beteiligten Menschen ihr Engagement, ihre Zeit und ihre Arbeit investiert? Und nicht zuletzt auch die Frage: Wozu wurde hier denn tatsächlich eine durchaus beachtliche Summe an Geldern investiert?

Erinnerung an erlittenes Leid, an Vertreibung, Ausgrenzung, bis hin zum Tod ist in einer lebendigen Gesellschaft von großer, ja essentieller Bedeutung, wenn die Zukunft besser als die Vergangenheit werden soll.

Namenlos gewordenen Menschen ein Gesicht zurückzugeben, ihre Geschichte zu erzählen, ist richtig, ist wichtig, mehr als das, es ist notwendig, um einen gesellschaftlichen Kompass zu stärken, dessen Orientierungspunkte die verbriefte Menschlichkeit und der in unseren Zeiten so erschreckend wenig selbstverständliche Erhalt von Frieden und Freiheit sind. Aber – und diese Frage ist in Jahren strikter Sparhaushalte und zwingender Ausgleichsanstrengungen in sozialen Fragen alles andere als lapidar – hätte da nicht eine pointierte schriftliche Dokumentation genügt? Vielleicht veröffentlicht auf der Homepage der Schule? Mit Schüler:innen ausführlich rezipiert im schuleigenen Geschichtsunterricht?

Nun. Lassen Sie mich diese provokanten Fragen mit einem klaren Nein beantworten, dessen Begründung ebenso einfach wie grundlegend ist:Vorurteile, Diskriminierung, Ausgrenzung – die Trias oft instinktiver, manchmal vielleicht gar gelenkter gesellschaftlicher Reaktionen auf Anders-Seiende, Anders-Lebende, Anders-Denkende. Keine dieser unreflektierten, ja gefährlich einfachen Reaktionsformen kann in unserer heutigen Gesellschaft als „Erledigt!“ angesehen werden. So sehr man sich das auch wünschen mag.

Im Gegenteil: In politischen, gesellschaftlichen und auch privaten Diskussionen sind Abweisung und Ablehnung dieser Art wieder in erschreckender Weise virulent, sie gelten mancherorts sogar als „gesellschaftsfähig“. Und dies zum Teil gepaart mit Argumenten und Formulierungen, von denen wir gehofft hatten, dass sie in dem dunkelsten Teil der deutschen Geschichte gebannt wären, in den sie gehören. Sie alle drei sind die Grundlage für Hass und Hetze, die das Zusammenleben in unserer Gesellschaft erschweren:

Vorurteile – gegen Menschen vermeintlich fremder Herkunft.

Diskriminierung – von Menschen, die anders aussehen, anders glauben, anders leben, anders lieben.

Ausgrenzung – weil Menschen vielleicht die deutsche Sprache noch nicht gut beherrschen.

Und nicht zuletzt gehört als Ergebnis dieser drei Demokratie gefährdenden Denkweisen hierher auch die tagtägliche, Alltag gewordene Chancenungleichheit von Menschen – einfach aufgrund ihrer sozialen Herkunft oder nur – und noch einfacher – aufgrund der Straße, in der sie wohnen.

Allein daraus lässt sich der Aufwand, der mit unserem Denkmal verbunden ist, begründen und darin liegt auch schon die Aufgabe, die unser Denkmal hierbei übernehmen wird:

“43 Leben…“ will daran erinnern, dass Vorurteile, Diskriminierung, Ausgrenzung und die aus ihnen resultierende Chancenungleichheit eben nicht Vergangenheit, sondern hier und heute Realität geblieben sind und vielleicht schon morgen wieder Formen annehmen können, die für unseren Frieden und unsere Freiheit, die für unser Menschlichkeit und unsere Würde im Umgang miteinander brandgefährlich, mitunter zerstörerisch sein können. Dass es im Jahr 2024, fast 80 Jahre nach Ende der Schreckensdiktatur der Nationalsozialisten, einzelne Personen, Gruppen und sogar politische Parteien gibt, die offen diskriminieren und ausgrenzen – auch, und vor allem darauf wollen wir mit unserem Denkmal hinweisen.

Befragt man „Statista“ gab es im Jahr 2022 insgesamt 195 Kriege oder gewaltsame Krisen weltweit. Allein diese Zahl, liebe Gäste, ist Anlass genug, den Aufwand für unser Denkmal hier mehr als zu rechtfertigen. „43 Leben…“ ist nicht nur ein Weckruf lebendiger Erinnerung. „43 Leben…“ ist vielmehr noch ein Appell, …
… ein Appell an unsere Verantwortung für ein Leben in Frieden und Freiheit ALLER Menschen auf unserer Erde. Ein Appell an unsere ureigenste Verantwortung dafür im Alltag, im Beruf, in unserer Freizeit – und nicht zuletzt an den Wahlurnen unseres Landes.

Mit unserer beeindruckenden Bronzeplastik möchten wir diese Verantwortung in bester Form versinnbildlichen. Dabei geht es den daran beteiligten Schülerinnen und Schülern, den Kolleginnen und Kollegen, dem Künstler und den im Hintergrund Verantwortlichen nicht um die Anprangerung der Ausgrenzung bestimmter Bevölkerungsgruppen, nicht um einen speziellen Krieg oder ein anderes aktuelles Ereignis.

Es geht vielmehr um die Grundlagen, die die Gesellschaft, die unsere Gesellschaft auch hier vor Ort in Mönchengladbach zusammenhalten. Es geht um unsere eigenen Familien, unsere Schulklassen und Kollegien, die Menschen unserer Stadt, unserer Region am Niederrhein. Es geht um die Menschen in Deutschland, in Europa und letztendlich um nichts weniger als unsere Weltgemeinschaft. Alles das fängt im Kleinen an, hier und heute, mit einer in jeder Hinsicht beeindruckenden Bronzestatue im Eingangsbereich des Stiftischen Humanistischen Gymnasiums in Mönchengladbach.

Und Sie und Ihr alle, die dabei behilflich waren und wart, dieses Denkmal zu errichten, haben und habt dazu Ihren und Euren Beitrag geleistet:

Da sind zuallererst diejenigen, die das Denkmal thematisch vorgedacht und konzipiert haben. Diejenigen, die bemerkt haben, dass ein wichtiges Kapitel unserer Schulgeschichte mit seinen vielfältigen Bezügen zur heutigen Zeit neue Sichtbarkeit braucht. Die, und das ist das Entscheidende, aber eben nicht bei dieser Erkenntnis stehengeblieben sind, sondern sich konstruktiv und aktiv Gedanken darüber gemacht haben, wie diese „Lücke“ geschlossen werden könnte.

Marie Lina Hanke hat den ersten Beitrag zu diesem Lückenschluss geleistet, indem sie eine Facharbeit über die 43 jüdischen Schüler geschrieben hat, die in der Zeit des Nationalsozialismus unsere Schule besucht haben. Sie hat den schweren Lebensweg dieser jungen Menschen selbst als junger Mensch nachgezeichnet und so die Grundlage für die weitere Beschäftigung mit diesem wichtigen Thema gelegt.

Marie Linas Recherche-Arbeit wurde von der AG Vielfalt und Toleranz unter der Leitung von Rabia Bayram-Zeriouh kreativ und dankenswert aufgegriffen. Hier entstand die erste Idee dazu, dieses schwierige Thema in Form eines Denkmals im Alltagserleben unserer Schule im wahrsten Sinne des Worte be-greif-bar werden zu lassen. Aus dieser AG sind im Lauf der Zeit vier Schüler*innen übriggeblieben.

Es mag für die eine oder den anderen der Anwesenden erstaunlich sein, dass ich meinen Dank bis hierhin beinahe ausschließlich unseren Schüler:innen ausgesprochen habe. Dabei ist dies für mich einer der wichtigsten Aspekte des heutigen Tages: Die entscheidenden Ideengeber, diejenigen, die das Projekt von der ersten gedanklichen Minute seiner Entstehung an begleitet und vorangetrieben haben, waren Schüler:innen unserer Schule. Neuntklässler:innen am Anfang, Abiturient:innen heute. Dank ihrer Sachkenntnis, ihres Durchhaltevermögens, ihres Engagements und nicht zuletzt ihres ausgeprägten Teamgeists wegen haben sie “43 Leben…“ von den ersten Ideen bis zur heutigen Einweihung nicht nur begleitet, sondern sie haben maßgeblich und entscheidend zu der Realisierung dessen beigetragen ohne das wir alle heute gar nicht hier säßen: Deshalb gilt mein erster großer Dank euch: Luc Fakhran, Thomas Globa, Marie Lina Hanke, Lea Kosjanski und Felix Pütz!

Ganz herzlich möchte ich mich natürlich auch bei Thomas Virnich bedanken. Lieber Herr Virnich, Sie haben unseren Schüler*innen ihr weit offenes, künstlerisches Ohr geliehen, sie dabei unterstützt, ihre Ideen letztendlich in Bronze zu gießen. Sie haben in unzähligen Treffen mit ihnen diskutiert, sie haben ausprobiert, verworfen, neu probiert und dann ein Denkmal geschaffen, das in seiner Aussage ganz wunderbar den Kern dessen trifft, was die Jugendlichen ausdrücken wollten.

Dafür danke ich Ihnen im Namen der Schule ganz, ganz herzlich!

Dank des Dafürhaltens der Umsetzung in der Neustiftung des Huma begann 2022 nun die Suche nach einem Künstler – und nach Geld. Eine beeindruckende Zahl kleinerer und größerer Spenden von ganz unterschiedlichen Seiten machten die konkrete Umsetzung möglich.
All diesen Spender*innen gilt der zweite Teil meines Danks. Auch ohne sie wäre das Denkmal niemals entstanden. Sie alle haben den ideellen Wert des Denkmals erkannt und entscheidend zu dessen Finanzierung beigetragen. DANKE!

So, das Denkmal ist erdacht, die Finanzierung gesichert – fertig! Fertig?

Wer an dieser Stelle denkt, die Arbeit sei erledigt und jetzt müsse das Geplante ja nur noch ausgeführt werden, hat weit gefehlt. Von der Umsetzung bis zur Eröffnungsfeier ist das große und erfolgreiche Engagement vieler weiterer Menschen und Institutionen nötig, denen ich an dieser Stelle ebenfalls danken möchte:

Zuerst sind da diejenigen Menschen in der Verwaltung, die alle Steine aus dem Weg geräumt haben. Und das waren eine ganze Menge:

Wer ist der Eigentümer des Kunstwerks? Kann das Kunstwerk mit seiner Masse hier stehen? Ist der Untergrund überhaupt tragfähig genug? Wo sind die entsprechenden Gebäudepläne? Wer hält das Kunstwerk sauber?
Wer stellt es bei Beschädigung wieder her? Wo kann es überhaupt stehen? Ist es kippsicher, um nicht zur Gefahr für Leib und Leben zu werden? Wollte, sollte oder müsste man es per Video überwachen?

Alles berechtigte Fragen, die von rechtlicher Seite, der Seite der Verwaltung, der Seite des Gebäudemanagements der umfassenden Klärung bedurften. All denen, die diese Fragen gestellt haben, damit nichts übersehen wird, und all denen, die die Antworten gegeben haben, gilt hier mein nächster großer Dank, den ich stellvertretend für viele Menschen aus den einzelnen Fachbereichen, nun hier an Sie richte, lieber OB Felix Heinrichs, liebe Susanne Titz, liebe Frau Schüssler (die leider nicht hier sein kann) lieber Robert Metzen.

DANKE!

Doch auf dem Weg zu unserem Denkmal, wie es nun heute vor Ihnen und Euch steht, fehlt noch immer ein entscheidender Puzzlestein: Die konkrete Realisierung – Handgriff für Handgriff. Der Guss in Bronze, der Sockel, die Baustatik, der Transport, die Verankerung, die Pflasterarbeiten, hier möchte ich mich, wieder nur stellvertretend, ganz besonders bei Fritz Otten bedanken, der in den letzten Wochen in die abschließenden Arbeiten wirklich beeindruckend viel und unglaublich sachkundige Arbeit investiert hat.

Und last, but not least die Arbeit der Kolleg:innen um mich herum, die die Einweihungsfeier gestaltet haben und die das Denkmal nun in unser schulisches Unterrichts- und Alltagsleben integrieren werden.

Deshalb ein viertes Mal – und damit letztes DANKE!

Liebe Schulgemeinschaft des Stiftischen Humanistischen Gymnasiums – Huma,

hochgeschätzte Ehrengäste,

liebe Vertreter der Stadtgesellschaft Mönchengladbach,

liebe Gäste.

 Es ist auch mir eine große Freude heute mit Ihnen gemeinsam den Moment der Enthüllung eines ganz besonderen Kunstwerkes zu erleben, das diesen öffentlichen Platz und damit das Gesicht der Stadt verändert und ergänzt und ein Stück Geschichte dieser Schule und der Stadt sichtbar und erlebbar macht.

Seit 25 Jahren engagiere ich mich im progressiven Judentum, das als egalitäre und der Moderne zugewandte Richtung in Deutschland entstand, vor gut 250 Jahren, und heute innerhalb des Judentums weltweit die größte religiöse Strömung ist.

Auch hier in Deutschland, besonders im Rheinland und auch am Niederrhein, war es vor der Shoah die zahlenmäßig bedeutendste Richtung innerhalb eines breiten jüdischen Spektrums mit Gemeinden sehr unterschiedlicher religiöser Ausrichtungen.

Zu diesen Gemeinden zu gehören war auch für viele der 43 Schüler, die mit diesem Denkmal geehrt werden, ein selbstverständlicher Teil ihres Lebens – so wie jüdisches Leben damals in einem Maß selbstverständlicher Teil unserer Gesellschaft war, wie wir uns das heute, nach dem Holocaust, nicht mehr vorstellen können und wie wir es – trotz aller Bemühungen – auch über 80 Jahre später nicht wieder erleben können.

Viele von Ihnen werden in der eigenen Arbeit oder in persönlichen Begegnungen schon Gelegenheit gehabt haben wahrzunehmen, dass sich seit einigen Jahren das Gedenken an die Shoah verändert.

Immer weniger der Überlebenden, der Zeitzeugen, sind noch unter uns, um aus ihrem Erleben direkt zu berichten.

Unter uns sind heute viele Pädagoginnen und Pädagogen, die alle die Erfahrung verbindet, dass es kaum eindrücklicheren Geschichtsunterricht geben kann als durch solche direkten Begegnungen.

Diese werden nun seltener und gerade in dieser Hinsicht sind dieses Denkmal und vor allem seine Entstehungsgeschichte so bedeutend, denn es verdankt sich ganz wesentlich der Initiative junger Menschen, die zunächst mit ihrer Forschung und Recherche und dann mit der eigenen Auseinandersetzung und künstlerischen Weiterentwicklung in wunderbarer Weise demonstrieren, wie wichtig es ist – für uns alle – die Vergangenheit nicht nur zu kennen, sondern auch als Verantwortung anzunehmen.

Es ist ein absoluter Glücksfall, wie dieser Prozess durch Künstlerhand mit Sensibilität und Kreativität sichtbar und damit für alle erlebbar gemacht werden konnte und nun als Mahnung, aber auch als Aufforderung und Ermutigung selbst ein Stück aktiver Geschichte wird.

Ich möchte den vielen Menschen gratulieren und von ganzem Herzen danken, die hier an der Schule, in den Familien, in der Stadt und den Freundeskreisen durch ihr Mittun und ihre Unterstützung dazu beigetragen haben, die Umsetzung dieses Kunstwerkes zu ermöglichen.

Ich hoffe sehr, dass es in der öffentlichen Wahrnehmung der Stadt zu einem festen Ort wird, den Menschen aufsuchen, um sich ganz persönlich berühren zu lassen, zu gedenken und nachzudenken, aber auch um Kraft und Motivation zu schöpfen, sich aktiv einzusetzen und tätig zu sein und zu bleiben, damit dieses Land fest bleibt in der Verankerung von Demokratie und Menschenwürde und damit sich der Teil unserer Geschichte, an den dieses Denkmal erinnert, nie und für niemanden wiederholen möge.

Lassen Sie mich bitte ganz persönlich noch anfügen, dass mich in den 25 Jahren meiner Arbeit kein anderes Gedenkprojekt so berührt und so hoffnungsvoll für die Zukunft gestimmt hat wie dieses und ich werde alles dafür tun, dass auch innerjüdisch möglichst viele Menschen davon erfahren.

 

Sonja Guentner, Köln

Immediate Past Chair European Union for Progressive Judaism

Immediate Past Senior Vice Chair World Union for Progressive Judaism

 

RP-Bericht vom 27.05.2024

RP-Bericht vom 11.05.2024

hagalil.com 27.05.2024

OB Felix Heinrichs Instagram